Schmidt Holzinger Innenarchitekten

Haus Jaminstraße

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts zieht es das vermögende Frankfurter Bürgertum in die nah gelegenen, idyllischen Orte des Vordertaunus. Sie errichten dort Landsitze und Sommerresidenzen, so wie zum Beispiel diese um 1900 erbaute Villa in Kronberg im malerischen Stil nach den Entwürfen des Architekten Otto Bäppler.

Ab 2017 erfährt das Gebäude eine Kernsanierung, und im Garten beginnt der Bau eines zweiseitig verglasten Flachdachpavillons. Die Innenarchitekten behalten bei Ihrer Arbeit drei Ziele im Auge: die Restaurierung des bauzeitlichen Bestandes in enger Abstimmung mit der örtlichen Denkmalpflege, das gefühlvolle Hinzufügen zeitgenössischer Einbaumöbel und das möglichst nicht sichtbare Einbringen einer Gebäudeausstattung, die dem heutigen Stand der Technik entspricht.

Fenster, Türen, das komplette Holzwerk, der Stuck und die historische Treppe im Eingangsbereich werden restauriert oder originalgetreu nachgebaut. Die neuen Bodenfliesen sind nach historischen Vorbildern aus gebranntem Feinstein-Steinzeug gefertigt. Die ebenfalls neuen Garderobenschränke aus geräuchertem Eichenholz bilden dank ihrer feingliedrigen Rahmenstruktur das stilistische Bindeglied in die heutige Zeit. Nach dem Entrée gelangt man in das zentrale Kaminzimmer. Von hier aus hat man Zugang zur Küche, zur Bibliothek und zum TV-Zimmer. Diese repräsentativen Wohnräume sind mit exklusivem neuem Tafelparkett aus geräuchertem Eichenholz ausgestattet. Die Wände des Kaminzimmers sind umlaufend mit einer kassettierten bauzeitlichen Wandbekleidung versehen. Der historische Kamin ist von dicken Farbschichten befreit und zeigt stolz seine rotes Klinkermauerwerk. Die neuen Eigentümer möchten in den anderen Wohnräumen auch gerne deutliche Farbakzente setzen. Die Wand hinter dem Fernseher ist tintenblau gestrichen und in der Bibliothek leuchtet die Wand hinter dem Regal von Dieter Rams in einem Fuchsia-Ton. Die Küche präsentiert sich farblich zurückhaltend. Die Küchenschränke sind eukalyptusfarben hochglänzend lackiert und in brünierten Flachstahlrahmen eingefasst. Über der zentralen Kochinsel aus grauem Beton sorgt die rote Glaskugel der Pepples-Leuchte von Boris Klimek für einen strahlenden Farbtupfer.

Die Privaträume liegen im Obergeschoss. Die Badewanne aus Mineralwerkstoff ist zur Hälfte in ein Podest aus dunkelgrauem Naturstein eingelassen. Weiße Calcit-Adern durchziehen den Stein und lassen ihn auf der Vorderseite des Podests wie einen massiven Gesteinsblock wirken. Dank filigraner Aufhängung scheint die Lichtskulptur über der Wanne zu schweben. An ihren gebogenen Kupferstäben hängen milchige und bernsteinfarbene Glaskugeln. Die Schrankfronten der Ankleide, die Ablagefläche des Wäscheblocks und die Bettrückwand sind mit Anilinleder in einem warmen, steingrauen Farbton bezogen. Das Schlafzimmer ist mit einer Klimaanlage ausgestattet. Die dafür erforderliche Anlagentechnik im Innenraum ist hinter den abnehmbaren Polsterkassetten der Bettrückwand verdeckt untergebracht.

Um die Wohnfläche des Hauses zu erhöhen, ist der Boden im Kellergeschoss abgesenkt worden. Besonders Augenmerk im neu entstandenen Wellnessbereich gilt der Wandgestaltung aus Naturstein, einem Sedimentgestein mit deutlich sich abzeichnenden Gesteinsschichten. Im Stil klassischer Tapetentüren lassen nur zwei schmale vertikale Wandfugen in der Dusche erkennen, dass es sich hier eigentlich um eine Tür handelt; sie führt zum WC.

Ein puristischer Gegenentwurf zum historischen Haupthaus ist der neue Gartenpavillon. Auf dem Boden ist ein Steinboden aus Travertin „press“ verlegt. Bei dieser Verlege-Technik werden die Steinplatten ohne trennende Mörtelfugen auf Stoß verlegt. Als Kontrast zu dem natürlichen, offenporigen Steinboden sind die graphitfarbenen Möbeleinbaubauten aus einem innovativen, makellos glatten Material mit seidig, matter Oberfläche gefertigt.

Lichtplanung: candela GmbH, Stuttgart